Marktplatzfest in Spaichingen mit den Banater Schwaben

Banater Schwaben ehren verdiente Mitglieder und feiern das zehnjährige Bestehen der Banater Kinder- und Jugendtanzgruppe sowie 40 Jahre Darowaer Dorfschwaben Musikanten am 9. Juli 2017

Während die Regierungs- und Staatschefs der G20-Länder in der Elbphilharmonie die neunte Symphonie von Ludwig van Beethoven hörten und die Linken im Hamburger Schanzenviertel die Polizei mit Pflastersteine bewarf, haben die Banater Schwaben ein großes Stadtfest in Spaichingen vorbereitet. Auf eine Anregung von Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher, den Marktplatz während der Sommerzeit mit traditionellem Banater Brauchtum und kulinarischen Köstlichkeiten zu beleben, hat sich der Vorstand des Kreisverbands Tuttlingen-Rottweil-Schwarzwald-Baar ein umfangreiches Konzept ausgedacht und dies am 9. Juli auf dem neu gestalteten Spaichinger Marktplatz  umgesetzt.

Es gab mehrere Gründe, eine solche Veranstaltung im Freien und nicht nur für  Banater Landsleute sondern auch für interessierte Spaichinger Bürger auszurichten, wohlwissend, dass Außenveranstaltungen sehr stark vom Wetter abhängig sind. Aber Petrus hielt den ganzen Sonntag seine schützende Hand über Spaichingen und so kamen die Besucher auch scharenweise, viele blieben einfach nur stehen, lauschten den Klängen der Musikkapellen oder sahen sich die Brauchtumstänze der Kinder und Jugendlichen an.

Viele der Besucher wussten, wenn man zu den Banater Schwaben kommt, gibt es nicht nur etwas für den Leib sondern auch ein kulturelles Programm und sie sollten nicht enttäuscht werden.

Auch die Darowaer Dorfschwabenmusikanten unter der Leitung von Franz Müller haben sich bereits viele Wochen im Vorfeld auf diesen Auftritt vorbereitet, viel geprobt und auch Verstärkung von den Aldinger Sulzbachmusikanten mitgebracht. Damit konnte man auf dem Marktplatz einen vollen Orchesterklang erzeugen und die Aufmerksamkeit des Publikums erreichen. Es war auch im Vorfeld bekannt, dass die Darowaer Dorfschwaben-Musikanten ihren ersten Auftritt im Herbst 1977 hatten. Damals lud Franz Müller viele junge Musikanten aus der Heckengemeinde zu Proben von neuen Musikstücken ein, die man im Rahmen einer kulturellen Darbietung „Bunt gemischt für jung und alt“ aufführte und die Auftritte der Kapelle nahmen Fahrt auf. Über all die Jahre haben die Männer um Franz Müller und während der Übersiedlungsphase auch unter der Regie von Franz Mahalek oder Franz Pfilf Märsche, Walzer, Polka, Schlager und Konzertstücke zur Freude der Landsleute im Banat aber auch in Deutschland gespielt.

Mit viel Pepp und flotten Tänzen folgten dann die Auftritte der Kinder- und Jugendtanzgruppe, vor den inzwischen gut belegten Plätzen an den Bierzeltgarnituren unter dem Dach der ca. 300 m² großen Stadtloggia. Zu diesem besonderen Anlass haben sich die Gruppenleiterinnen Brigitte Polling und Christine Wollanka wieder neue Choreographien für die Darbietungen in der Dirndl-Festtracht ausgedacht. Diese Aufführungen fanden insbesondere bei der Spaichinger Bevölkerung großen Anklang, denn viele Bewohner der Stadt hatten solche, aus der Kindheit vertrauten Klänge und Brauchtumstänze schon viele Jahre nicht mehr gesehen.

Die Kinder- und Jugendtanzgruppe wurde im Jahr 2007 in Spaichingen ins Leben gerufen. Von Anfang an waren Brigitte Polling und Christine Wollanka dabei und haben die Kinder liebevoll betreut, ihnen nicht nur Tänze sondern auch viel über das Banater Brauchtum vermittelt. Weit über 60 Kinder haben so im Laufe der Jahre die Grundausbildung für das Tanzen erworben. Nach wie vor spielt man aber auch gerne Theater, veranstaltet Brauchtumsnachmittage, Ausflüge, Zeltlagerfeste oder Fastnachtsveranstaltungen.

Eine reife Darbietung ihres musikalischen Könnens lieferten dann die Musikanten des Original Banater Echos. Manfred Ehmanns Orchestermitgliedern gelang es beim Spielen der ausgewählten banatschwäbischen Blasmusik scheinbar ohne große Anstrengungen sowohl Präzision als  auch Dynamik trefflich umzusetzen und ernteten dadurch viel Applaus und Anerkennung aus dem Publikum.

Ein weiterer Höhepunkt des Spaichinger Marktplatzfestes waren sicherlich auch die vorgenommenen Auszeichnungen für verdiente Mitglieder aus dem örtlichen Verbandsleben. Die Ehrenurkunden der Landsmannschaft der Banater Schwaben wurden vom Vorstand des Kreisverbands beim Bundesvorstand beantragt und aufgrund der hohen Verdienste der Mitglieder einstimmig genehmigt.

Brigitte Polling leitet schon seit der Gründung im Jahr 2007 sehr erfolgreich die Kinder- und Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben in der Raumschaft Tuttlingen-Rottweil-Schwarzwald-Baar. Mit der Unterstützung des Kreisverbandes hat sie aus einer Gruppe von wenigen Kindern eine Tanzgruppe aufgebaut, die nicht nur über 40 aktive Mitglieder umfasst. Es ist auch gelungen, das Angebot an Traditionspflege und Freizeitgestaltung innerhalb unserer Gemeinschaft bei Kindern und Jugendlichen enorm zu verbessern und ein hohes Maß an Zusammenhalt zu erreichen. Sie genießt bei Eltern der Kinder- und Jugendtanzgruppe gleichermaßen wie bei unseren Kreisverbandsmitglieder hohes Ansehen. Ihr Ideenreichtum und Einsatzfreude für unsere Gemeinschaft ist in allen Hinsichten vorbildlich.

Christine Wollanka war von Anfang an stellvertretende Leiterin der Banater Kinder- und Jugendtanzgruppe. Auch sie hat die Entwicklung der Tanzgruppe in wesentlichen Zügen mitgeprägt und sich viele Verdienste um die künstlerischen Auftritte der Kinder erworben. Ihr liebevoller Umgang mit Kindern, der von großem Einfühlungsvermögen geprägt ist, macht sie zu einer Integrationsfigur und einer festen Größe innerhalb der Gemeinschaft. Deshalb möchten die Mitglieder auch ihr für diesen unermüdlichen Einsatz herzlich Dank und Anerkennung aussprechen, denn auch sie opfert viele Stunden ihrer Freizeit für die Belange der Gemeinschaft und trägt zu einer positiven Wahrnehmung in der Öffentlichkeit bei.

Manfred Ehmann hat als gestandener Musiker vor 13 Jahren das Blasmusikorchester Original Banater Echo aus der Taufe gehoben. Während dieser Zeit hat er viele Banater Schwaben zur konzertanten Blasmusik hingeführt, die Gruppenmitglieder im Spielen der Instrumente unterrichtet und es geschafft, ein homogenes Ensemble mit ausgeglichenem Orchesterklang aufzubauen. Er hat sich dabei – neben zahlreichen eigenen Kompositionen – der Pflege alter traditioneller Darowaer Blasmusik verschrieben, die auch schon sein Großvater als Musikant und Kapellmeister in Darowa gepflegt hat. Mit viel Fleiß und großem Ehrgeiz sowie in zeitaufwändigem Einsatz arbeitet der Profimusiker zielstrebig an der Verbreitung des banatschwäbischen Volksgutes nicht nur in Spaichingen sondern im gesamten süddeutschen Raum.  Sein Bekenntnis zu unserem Volksstamm ist beispielhaft und verdient großen Respekt.

Auch unser Landsmann Franz Müller, der Leiter der Blasmusikkapelle Darowaer Dorfschwaben Musikanten hat sich durch sein langjähriges Engagement für unsere Landsleute außerordentliche Verdienste erworben. Im  Jahr 1977 – vor vierzig Jahren – gründete er im Banat mit neun weiteren Altersgenossen die Darowaer Dorfschwaben Kapelle. Als durch die Übersiedlung vereinzelter Mitglieder in die Bundesrepublik Lücken entstanden, gelang es Franz Müller diese immer wieder durch Hinzuziehung junger musikalischer Talente zu schließen, so dass die Kapelle bis in das Jahr 1989 musizieren konnte. Nach der Übersiedlung fanden sich die meisten Musikanten wieder im Spaichinger-Aldinger Raum und begannen fortan im Jahr 1990 weiter zu musizieren. Franz Müller hat sich in all diesen Jahren sehr leidenschaftlich für die musikalischen aber auch die geselligen Belange seiner Musikkameraden eingebracht und so unseren Banater Landsleuten unzählige wunderschöne Stunden mit traditioneller Blasmusik bereitet. Deshalb hat auch er sich die Ehrenurkunde der Landsmannschaft der Banater Schwaben durch fleißiges Wirken redlich verdient. Die Überreichung der Urkunden und Würdigung der Verdienste wurde von den beiden Vorsitzenden des Kreisverbands Johann Polling und Richard Wagner vorgenommen.

An dieser Stelle gilt es auch ein herzliches Dankeschön und „Vergelt`s Gott“ den vielen fleißigen Helferinnen und Helfern zu sagen, die im  Vorfeld der Veranstaltung viel Zeit und Planungsaufwand eingebracht haben.  Aber auch die gesunden Salate, das Backen leckerer Torten und feiner Langosch sowie  die vielen geleisteten Stunden in der Küche und beim Bedienen der Gäste ist der Kreisverband sehr dankbar. Besonderer Dank gilt den Frauen aus dem Vorstand und Ehefrauen der Vorstandsmitglieder wie auch unseren treuen Helferinnen und Helfer aus Schwenningen.

Ein abwechslungs- und ereignisreicher Nachmittag ging seinem Ende zu und man konnte voller Genugtuung feststellen, dass den Banater Schwaben an diesem Tag ein großer Wurf gelungen ist. Denn in der Gemeinschaft der Spaichinger Bevölkerung voll angekommen zu sein, vermittelte nicht nur die Erkenntnis, dass wir – die Banater Schwaben und die Spaichinger – auf einen gemeinsamen Schatz an Volks- und Kulturgut sowie Brauchtum zurück blicken können, sondern auch den Eindruck  „eines Freundes Freund zu sein“, für den beide froh sein dürfen.

 

Die Fotos kommen von Herbert Fetzer und Richard Mahalek