Besonderer Weihnachtsgruß von
Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch
Corona und die damit verbundenen Maßnahmen sowie deren Auswirkungen sind in aller Munde. Weihnachten, das Fest der Familie, nicht mit allen seinen Lieben feiern dürfen? Für die Meisten undenkbar. Gerade Weihnachten ist doch für viele Familien die Zeit im Jahr, in der alle von nah und fern zusammenkommen, um Zeit miteinander zu verbringen. Egal wie arbeits- reich das Jahr gewesen und egal wie lang der Anfahrtsweg auch sein möge, an Weihnachten nimmt man sich Zeit für seine Lieben.
Doch dieses Jahr ist alles anders. Die Frage, wie sie Weihnachten feiern werden, treibt die Menschen um. Viele suchen in solch einer Situation Trost, aber auch Hoffnung im Glauben. Auch vielen, gerade älteren Mitgliedern un- serer Landsmannschaft gibt der Glaube Halt und Zuversicht. So bat ich Erzbi- schof emeritus Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender des St. Gerhards-Werks, um einen Weihnachtsgruß, den er mir zu meiner großen Freude gerne zu- sandte. Möge seine Botschaft unseren Mitgliedern Hoffnung und Zuversicht spenden. Ines Szuck
An Weihnachten geht unser Blick zuallererst auf das Kind in der Krippe. Dieses Kind ist unser Retter und das Licht, das uns für unser Leben geschenkt ist. Zugleich sehen wir in der Krippe Maria, die uns Jesus ge- schenkt hat, und Josef, der als Vater für das Kind sorgt. Es ist die Heilige Familie, die uns einlädt, gemeinsam vor der Krippe zu verweilen und in uns aufzunehmen, was uns an Weih- nachten geschenkt ist.
Mehr als andere Tage des Kirchenjahres ist Weihnachten ein Fest der Familie. Und das mit Recht! So wie das Jesuskind die menschliche Ge- borgenheit in der Heiligen Familie erfährt, ist unsere Familie der erste Ort, an dem wir zu Hause und geborgen sind. Die Familie ist unsere erste vertraute und bergende Gemeinschaft. Mit Recht führt uns das Weihnachtsfest in unseren Familien zusammen, um miteinander zu feiern und einander Geborgenheit erfahren zu lassen. Es lädt uns ein, unsere Herzen zu öffnen, um weihnachtlichen Frieden und weihnachtliche Freude zu teilen.
Viele unter uns, nicht zuletzt auch katholische Bischöfe und Verantwort- liche der Evangelischen Kirche, fragen sich, wie wir in diesem Jahr an- gesichts der Corona-Pandemie und der dadurch gegebenen Einschrän-
kungen Weihnachten feiern können. Die Plätze in unseren Kirchen sind begrenzt. Viele von uns, gerade auch Ältere, können nicht in gewohnter Weise an den Gottesdiensten teilneh- men. Wir sind aufgefordert, mög- lichst nicht zu verreisen. Auch wenn an Weihnachten Treffen bis zu zehn Personen möglich sind, spüren wir doch die Begrenzungen. Umso wich- tiger ist es, Weihnachten in unseren Familien zu feiern und uns von der Krippe und dem Christbaum ansprechen zu lassen.
Jesus ist das kleine Licht im Stall von Bethlehem, das der Heiligen Familie leuchtet. Es wird zum hellen Licht, das mit der Erscheinung des Engels die Hirten, die auf dem Feld bei ihren Herden Nachtwache hielten, umstrahlte. Es ist das Licht von Weihnachten, das unsere Dunkelheit erhellt und Wärme in die Kälte des Winters bringt. Die Kerzen am Christbaum nehmen es auf und las- sen es weiterleuchten. Zusammen mit dem Kind in der Krippe laden sie ein, das Licht aufzunehmen, damit unser Herz warm wird und wir selbst Licht und Wärme ausstrahlen.
Dieses Licht leuchtet über Corona hinaus. Es sagt uns, dass ein Anderer, dass Gott unser Licht ist, der uns die eigentliche Perspektive des Lebens gibt und uns durch die weihnachtli- che Feier Hoffnung schenkt, die über den Tag hinausblickt: Denn Gottes Sohn wurde Mensch. Er ist unter uns, lässt uns nicht allein, begleitet uns Tag für Tag – auch im neuen Jahr. Von Ihm und seinem Segen leben wir.
Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch