Kulturtagung 2024 on tour

Kulturtagung des Landesverbandes Baden-Württemberg

Am 16. und 17. November fand mittlerweile die 59. Kulturtagung des Landesverbandes Baden-Württemberg statt. Das diesjährige Thema stand unter dem Motto “Kulturtagung on tour”. Das heißt, der Verband lädt die Referenten nicht ein, sondern die Teilnehmer reisen zu den Einrichtungen mit donauschwäbischer Forschung, wo die Vortragenden vor Ort dann referieren. Bereits im Frühjahr dieses Jahres hat der Landesvorstand den Entschluss gefasst, diese Idee einer reisenden Kulturveranstaltung zu praktizieren.

Im Haus der Donauschwaben Sindelfingen
Kurz nach Mittag, an einem vernebelten Herbstwochenende, begaben sich die Teilnehmenden, aus Stuttgart kommend, zum Haus der Donauschwaben nach Sindelfingen – in das Haus, das 1970 seine Pforte öffnete, sich in den letzten Jahren renovierungsbedürftig zeigte und nun wieder in einem neuen Glanz dasteht. Es ist ein Schmuckstück der Donauschwaben. Hier können die Donauschwaben aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Rumänien und aus Ungarn sich voll und ganz entfalten. Die Tagungsgäste konnten gleich zu Beginn diese Tatsache gewichten. Der Vorsitzende des Landesverbandes Richard Jäger begrüßte die Anwesenden. Kulturreferent des Verbandes Hans Vastag erläuterte den Programmablauf.


Frau Dr. Danica Trifunjagic, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Haus, führte durch die neugestalteten Räumlichkeiten des Donauschwabenhauses. Um wessen Geschichte es im Haus geht, ist an der Namensvergebung dieser Räume erkennbar. Zum Beispiel sagen das Zimmer “Slawonien”, der Geschichtsraum “Syrmenien” oder der Saal “Banat” aus, was hier zu erkunden ist. Die Geschichte dieser Regionen sind auf Wandtafeln beschrieben. Auch eine gut aufgestellte Bibliothek kann donauschwäbische Interessen befriedigen. Die interessierten Personen blätterten in unterschiedlichen Publikationen. Der Gedenkort “Den Toten und Umgekommenen der Heimatgemeinden und Familien” im Innenhof des Donauschwabenhauses veranschaulicht unübersehbar den Leidensweg der Donauschwaben nach 1944.

Im Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde

Nach einem kleinen Imbiss und einem warmen Kaffee reisten die Tagungsteilnehmer in das 40 Kilometer entfernte Tübingen. Tübingen ist eine Universitätsstadt. Und hier ist seit 1987 das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IDGL) ansässig. Dieses Institut ist eine national und international anerkannte Forschungseinrichtung. Die Aufgabe dieses Instituts ist es, die Geschichte, Landeskunde und Dialekte der deutschen Siedlungsgebiete in Südosteuropa sowie die zeitgeschichtlichen Fragen von Flucht, Vertreibung und Eingliederung der deutschen Heimatvertriebenen zu erforschen und zu dokumentieren. Hier werden zu dieser Thematik Lehrveranstaltungen gefördert, wissenschaftliche Tagungen abgehalten und zahlreiche Publikationen veröffentlicht. Ausstellungen – auch virtuell – finden national und international einen großen Anklang. Über all dies unterrichteten Prof. Dr. Reinhard Johler und sein Team das angereiste Publikum. Sodann begab sich eine Gruppe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in das Archiv des Instituts, während die andere Gruppe die Bibliothek der Einrichtung besichtigte. Für mich war der Archivraum ein Schmuckstück meiner Erkundung. Hier fand ich den Nachlass des Sanktandreser Banat-Forschers Heinrich Lay vor. Dr. Cristian Cercel mit den Forschungsschwerpunkten u. a. Minderheitengeschichte und Identitätspolitik im Institut schilderte den Ablauf seiner Arbeit in diesem Aufbewahrungsraum. Hier kommt es auch zu einer Bewertung der angelieferten Nachlässe. In der Bibliothek zeigte Prof. Dr. Márta Fata die Schätze der Bücherei, die auch in digitaler Form abrufbar sind. Es lohnt sich allemal, einige Stunden im Institut zu verbringen, um sich in den Schatztruhen der Tübinger Einrichtung weitgehende Einblicke zu verschaffen. Vor dem Verlassen des Instituts, bat Prof. Dr. Johler im Hof ein gemeinsames Foto zu schießen, bevor die Dunkelheit einbricht.

Im Haus der Heimat Stuttgart

Die Endstation des ersten Tages war das Haus der Heimat in Stuttgart. Nach dem Abendessen trat Dr. Franz Metz, Organist, Musikforscher und Dirigent, mit seinem Lehár-Ensemble auf. Es ist mittlerweile zur Tradition geworden, dass diese Künstlergruppe bei den Kulturtagungen des Landesverbandes klassische Musik vom Feinsten darbietet.


In den Heimatstuben Göppingen

Die Banater Heimatstuben in Göppingen in der Schlossstraße 14 im sogenannten “Alten Kaste” vermittelt den Besuchern einen Einblick in das Leben der Banater Schwaben im Banat. Die Stuben wurden im Jahr 1983 ins Leben gerufen. Sie werden zurzeit von Frau Theresia Teichert geleitet, die auch durch die Räumlichkeiten führte. Anwesend waren auch Dr. Swantje Volkmann, Kulturreferentin für Südosteuropa an der Stiftung Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm, und Walter Tonta, ehemaliger Redakteur der Banater Post, der nun das Kultur- und Dokumentationszentrum in Ulm leitet. Der neue Vorsitzende des Kreisverbands Göppingen, Herbert Wild, zeigte mit voller Freude, was die Banater Heimatstuben mit einer Trachtenausstellung und viel Dokumentationsmaterial anzubieten hat. Frau Dr. Volkmann gab Auskunft.

Dr. S. Volkmann, Th. Teichert, W. Tonta

Die diesjährige Kulturtagung hinterließ bestimmt bei vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen guten Eindruck. Eine Tagung, die etwas anders gestaltet war als die vorherigen. Kreativität ist immer gefragt.

Johann Janzer