18.01.20 Gedenkfeier Deportation

75 Jahre Deportation der Deutschen aus dem Banat in die Sowjetunion – Gedenkfeier am 18. Januar in Karlsruhe

Anlässlich des 75. Jahrestages der Deportation von rund 70.000 Deutschen aus Rumänien fand am 18. Januar eine sehr würdevolle Totengedenkfeier am Billeder Denkmal auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe statt. Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, der Generalkonsul der Republik Rumänien, Radu Florea, der Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch sowie der siebenbürgische Priester Hermann Kraus überbrachten Grußworte.  Zudem berichteten die beiden Priester als Zeitzeugen über das Miterleben der Deportation im Januar 1945.

Die Hauptansprache hielt der Landesvorsitzende der Banater Schwaben aus Baden Württemberg, Richard Sebastian Jäger, er erinnerte an das erlittene Unrecht und bewertete die Deportation und Verschleppung seiner Landsleute als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Die Fürbitten wurden von Ralf Gilde, Holger Giel, Theresia Jäger und Jasmin Muth vorgetragen. Die Jugendlichen haben sich darin für eine Zukunft in Frieden, Mitmenschlichkeit, Versöhnung und Freiheit ausgesprochen.

Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, selbst Zeuge der unmenschlichen Deportation in Jugoslawien, sprach ein Gebet für die Verstorbenen in der Verbannung. Der Kreisvorsitzende von Karlsruhe Werner Gilde und der Landesvorsitzende Richard S. Jäger legten am Denkmal einen Kranz für die Toten nieder. Das Totengedenken trug Gerlinde Gilde vor und erinnerte an die rund 13.000 Tote in der sowjetischen Verbannung.

Der Kirchenchor der Heimatortsgemeinschaft Neupanat sang drei Russlandlieder, die während der Verbannung getextet und gesungen wurden. Zudem begleitete das Musikensemble Quintessenz die Gedenkfeier musikalisch und spielte bekannte Trauermärsche und Lieder. Auch beteiligten sich sieben Fahnenabordnungen von Untergliederungen.

Die Gedenkfeier im Gemeindesaal St. Bernhard war mit 200 Besuchern sehr gut besucht. Nach der Begrüßung durch den Kreisvorsitzenden Werner Gilde, bewies der Chor des Kreisverbandes Karlsruhe sein Können in mehreren Liedbeiträgen. Der Bundesverband war durch den stellvertretenden Bundesvorsitzenden, Jürgen Griebel, vertreten, der Grüße des Bundesverbandes übermittelte.

Obwohl er auf der Fahrt nach Karlsruhe einen Autounfall hatte, ließ es sich der Generalkonsul Rumäniens Radu Florea nicht nehmen und kam trotzdem zur Feier in den Saal. Er brachte einen Kranz für unsere Verschleppten mit, der am Denkmal auf dem Friedhof abgelegt wurde. Im Zentrum der Feier standen die Zeitzeugen Johann Gehl, Mathias Mitschang, Maria Albrecht, Maria Dreier und Adam Hubert. Alle waren von Januar 1945 bis im November 1949 in der Sowjetunion als Zwangsarbeiter deportiert.

Sie bekamen den Raum, über das schreckliche Erlebte zu sprechen. Johann Gehl, 94 Jahre alt, wohnhaft in Karlsruhe, berichtete über die Deportation in allen Einzelheiten, besonders bewegend waren die Schilderungen der Mitmenschlichkeit von Ukrainer und russischen Menschen, die ihn vor dem Hungertod gerettet haben.

Der 91-jährige Mathias Mitschang, ebenfalls in Karlsruhe wohnhaft, sprach erstmals nach 75 Jahren über das in der Deportation Erlebte.

Bewegend waren auch die kurzen und rührenden Worte der Kinder von Deportierten Elisabeth Bartl, Anna Martini und Ingrid R. Melcher. Ingrid Melcher berichtete über Ihre Mutter, die mit 12 Jahren zusammen mit der Großmutter und weiteren drei Banater Familien nach „nur“ 10 Monaten dem Hungertod in der Deportation entkommen sind, indem sie bettelten.

Nach einer kurzen Pause folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Nur die Wahrheit schafft Gerechtigkeit“, modertiert von Ines Szuck. Der Generalkonsul Radu Florea entschuldigte sich dabei im Namen Rumäniens für dessen Mitschuld an der Deportation und dem damit verbundenen Schicksal der Deutschen in Rumänien, Peter Krier sprach über die politischen Forderungen der Landsmannschaft und des Hilfswerkes der Banater Schwaben, Stadtrat Tom Hoyem, Fraktionsvorsitzender der FDP in Karlsruhe, betonte die Wichtigkeit der Erinnerungskultur und der Landesvorsitzende der Banater Schwaben Richard S. Jäger sprach über den Umgang mit diesem Vermächtnis in der Zukunft. Die Veranstaltung ging erst gegen 19 Uhr zu Ende.

Bericht von Ines Szuck

Hier finden Sie auch einige Video-Sequenzen von dieser Veranstaltung, zur Verfügung gestellt von Fam. Liep:

75 Jahre Deportation Teil 1: https://youtu.be/0qLqB8rK_eY

75 Jahre Deportation Teil 2: https://youtu.be/HDRNVdel7Ss

75 Jahre Deportation Teil 3: https://youtu.be/MTCCe55i_rU