Herbert Hellstern ist den Banater Schwaben eng verbunden

„Eine Ära endet“ – unter diesem Titel veröffentlichten die BdV-Nachrichten des Landesverbandes Baden-Württemberg (Nr. 1/2018) ein Interview mit dem scheidenden Ministerialdirigenten Herbert Hellstern. Nach über 40 Jahren im Landesdienst, davon 37 Jahre Dienst in vier Landesministerien beziehungswiese 21 Jahre als Leiter einer Abteilung im Innenministerium, geht Herbert Hellstern in Pension.

Herbert Hellstern erblickte 1948 in Empfingen das Licht der Welt, ging dort zur Schule, hat in Königstein im Taunus das Abitur abgelegt, in Freiburg im Breisgau studiert. Nach Abschluss seines Jurastudiums im Jahr 1977 trat er in den Dienst des Landes Baden-Württemberg ein und kann als Beamter im Rang eines Ministerialdirigenten auf einen beeindruckenden Werdegang zurückblicken. Am 1. Juni 1997 übernahm er die Abteilung „Ausländer und Aussiedler“ im Innenministerium (nach mehreren Zuständigkeits- und Namensänderungen heute die Abteilung „Aufenthalts- und Asylrecht, Verfassungsschutz, Besonderes Polizeirecht, Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“). Als Abteilungsleiter war er in den letzten über zwanzig Jahren zuständig für Vertriebene, Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler. Herbert Hellstern ist verheiratet, Vater einer Tochter und eines Sohnes und wohnt in Heilbronn.

Auf die Frage, wie sein Engagement für die Heimatvertriebenen zu erklären sei, erinnert Hellstern an seine ersten bewussten Kontakte zu Heimatvertriebenen in der gymnasialen Oberstufe, die er in den „Königsteiner Anstalten“, auch als „Vaterhaus der Heimatvertriebenen“ bezeichnet, absolvierte. Nahezu alle Schüler und Lehrer am Gymnasium seien Heimatvertriebene gewesen. Als einen Meilenstein seines Zugangs zum Schicksal der Heimatvertriebenen bezeichnet Hellstern seine Heirat mit der Tochter eines Banater Schwaben aus Temeswar: „Ende der 80er Jahre entkamen Verwandte der kommunistischen Diktatur des Rumänen Nicolae Ceauşescu und fanden Heimat in der Nähe meines Wohnortes Heilbronn. Bei vielen Treffen sprachen wir über die Situation der deutschen Minderheit in Rumänien und über die Schikanen und Leiden, die sie erdulden musste.“

Ministerialdirigent Herbert Hellstern (am Rednerpult) hielt 2016 die Gedenkansprache am Auswandererdenkmal in Ulm. Foto: Walter Tonța

Herbert Hellstern ist den Banater Schwaben und unserer Landsmannschaft eng verbunden. Als Abteilungsleiter im Innenministerium des Landes Baden-Württemberg – seit 1998 Patenland der Banater Schwaben – hat er im Laufe der Jahre an vielen Veranstaltungen teilgenommen. Er war oft zu Gast beim Heimattag in Ulm, beim Landestrachtenfest in Göppingen, bei der Kulturtagung in Sindelfingen oder beim Donauschwäbischen Blasmusikkonzert in Mannheim. Beim Heimattag 2016 hielt er die Gedenkansprache am Auswandererdenkmal in Ulm, die viel Beachtung fand.

Aus dem von Ulrich Klein geführten Interview veröffentlichen wir Hellsterns Antwort auf die Frage in Zusammenhang mit seiner Reise ins Banat im Sommer 2015 und der Gründung des Fördervereins Mutter-Anna-Kirche Sanktanna, dessen Vorsitzender er ist: „Mit großer Genugtuung blicke ich auf alle Reise in Begleitung des jeweiligen Innenministers in Herkunftsgebiete der Heimatvertriebenen zurück. Es war für mich immer tief beeindruckend, mit dort verbliebenen Angehörigen der deutschen Minderheit zusammenzukommen. Das gilt für die Reisen nach Schlesien, nach Prag, nach Serbien und zuletzt 2015 in das Banat mit dem damaligen Innenminister Reinhold Gall.

Mit diesem erneuten Aufenthalt im Banat verbinden mich in der Tat besondere Erinnerungen. In der Stadt Sanktanna traf ich auf die dortige Pfarramtssekretärin und Kantorin mit dem Familiennamen Hell-stern. Allein schon die Namensgleichheit weckte meine besondere Aufmerksamkeit. Nicht gelungen ist es bisher, zweifelsfrei verwandtschaftliche Bezüge zu der Familie Hellstern im Banat nachzuweisen. Zweifelsfrei steht aber fest, dass die Vorfahren dieser Familie aus meiner Heimat im ehemaligen Hohenzollern, aus Empfingen beziehungsweise Betra, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dorthin ausgewandert sind.

Dies hat mich veranlasst, im April des Jahres 2016 einen Förderverein Mutter-Anna-Kirche Sanktanna e.V. Rumänien aus der Taufe zu heben. Vorrangigste Maßnahme und Ziel des Fördervereins war es, eine vollständige Sanierung des Kirchendaches vorzunehmen. Bereits im März 2017 konnte mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden. Mitte Juni 2017 bildete ein Dankgottesdienst den Abschluss der Sanierungsarbeiten. Mit Hilfe des Fördervereins, vieler Spender und auch Zuwendungen des rumänischen Staates, der Stadt Sanktanna und von Spendern im Banat ist es gelungen, die Finanzierung mit über 100000 Euro Sanierungskosten aufzubringen. Nun nimmt sich der Förderverein vor, weitere Spenden und Zuwendungen zu akquirieren, um die Außenwände der Kirche und den Kirchturm zu sanieren. Auch die Beseitigung von Wasserschäden im Inneren der prächtigen Kirche wollen wir in Angriff nehmen. Nicht zuletzt muss auch die Orgel der Kirche – ein Originalbau aus dem Jahr 1868 – restauriert werden. Nun sehen wir vom Förderverein mit über 85 Mitgliedern aus Deutschland und in Sanktanna der Feier des 150-jährigen Jubiläums der Kirchweihe Anfang August 2018 in Sanktanna mit großer Freude entgegen.“

Die Landsmannschaft der Banater Schwaben blickt in großer Dankbarkeit auf die langjährige ersprießliche Zusammenarbeit mit Ministerialdirigent Herbert Hellstern zurück und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft. BP 20.04.2018