25 Jahre Patenschaft der Stadt Göppingen über die Banater Schwaben aus Baden-Württemberg / 49. Landestrachtenfest mit Großem Schwabenball in der Göppinger Stadthalle.
Wenn Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche in farbenprächtigen banatschwäbischen Trachten auf dem Göppinger Rathausplatz tanzen und anschließend durch die Straßen der Hohenstaufenstadt ziehen, wenn dann am Abend in Anwesenheit politischer Prominenz in der Stadthalle ein buntes Programm mit Brauchtums- und Volkstanzvorführungen über die Bühne geht, dann ist Großer Schwabenball mit Landestrachtenfest der Banater Schwaben in Baden-Württemberg angesagt. Solche Szenen spielten sich am 15. Juni bereits zum 49. Mal in Göppingen ab. Die Zahl 49 weist auf eine lange Tradition hin. Seit 1959 nehmen die glanzvollen Schwabenbälle einen hohen gesellschaftlichen Rang ein, der unter anderem durch die vielen namhaften Ehrengäste unterstrichen wird, die im Laufe der Jahre den Banater Schwaben ihre Reverenz erwiesen haben.
Patenschaftsfeier im Göppinger Rathaus
Das diesjährige Landestrachtenfest war mit einer Jubiläumsfeier verbunden: Die Patenschaft der Stadt Göppingen über die Banater Schwaben aus Baden-Württemberg besteht seit nunmehr 25 Jahren. Aus diesem Anlass fand im Rahmen eines Empfangs des Oberbürgermeisters Guido Till im Göppinger Rathaus eine Feierstunde statt. Für die musikalische Umrahmung sorgten Eileen Merstorf (Klavier) und Lukas Krispin (Akkordeon). Zu der Feier hatten sich Vertreter des Bundes- und Landesvorstands der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Mitglieder des Göppinger Gemeinderates, Vorstandsmitglieder des Kreisverbandes Göppingen sowie eine Trachtenabordnung eingefunden. Im Rahmen der Patenschaft habe man sich bemüht, deutlich zu machen, welches Gewicht und welche Bedeutung der Landsmannschaft der Banater Schwaben auch heute noch zukommt, unterstrich Oberbürgermeister Till in seiner Ansprache. Dennoch habe die Landsmannschaft einen Feind: Der demographische Faktor sorge dafür, dass das von der Großeltern- und Elterngeneration Erlebte nach und nach in Vergessenheit gerät. Dass die Kinder- und Enkelgeneration vollständig in die deutsche Gesellschaft integriert sei, stimme einerseits zufrieden, andererseits sei die Integration der Bewahrung der eigenen Kultur und Tradition nicht zuträglich. Die Stadt Göppingen habe sich bemüht, ihren Patenkindern in diesem „mühsamen Kampf gegen das Vergessen“ beizustehen und werde dies auch weiterhin tun, versicherte Till. Zum Schluss dankte er dem Ehrenvorsitzenden des Kreisverbandes, Hans Mersch, für sein unermüdliches landsmannschaftliches Engagement und entbot ihm beste Wünsche zum 90. Geburtstag.
Die Festansprache zum Patenschaftsjubiläum hielt Hans Mersch, langjähriger Vorsitzender des Göppinger Kreisverbandes und Organisator der Schwabenballs, in dessen Amtszeit die Patenschaft verwirklicht wurde. In der Öffentlichkeit hätten sich die in Göppingen heimisch gewordenen Banater Schwaben erstmals durch die prächtigen Schwabenbälle präsentiert, erinnerte Mersch. Immer öfter habe man auch an städtischen Veranstaltungen teilgenommen. Nachdem 1983 die Banater Heimat-stube eröffnet wurde, habe nur noch eines gefehlt – die Patenschaft. „Ich war überzeugt davon, die Patenschaft würde in uns das große Vertrauen und die Hoffnung festigen, dass wir in der Stauferstadt Göppingen auch fortan die Möglichkeit erhalten würden, unsere Kultur und unser Brauchtum zu pflegen“, sagte Mersch. Die am 17. März 1988 vom Göppinger Gemeinderat beschlossene Patenschaft habe sich in 25 Jahren als „Stützpfeiler der Verbundenheit“ erwiesen. Dafür dankte er dem damaligen Oberbürgermeister Hans Haller und dem jetzigen Stadtoberhaupt Guido Till.
Mit dieser in der Endzeit des kommunistischen Regimes in Rumänien zustandegekommenen Patenschaft habe die Stadt Göppingen ein Zeichen der Solidarität mit den Banater Schwaben gesetzt, zumal durch den Aussiedlerzustrom die Aufnahmebereitschaft und -fähigkeit mancher Kommune oft auf die Probe gestellt war, sagte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Peter-Dietmar Leber. Die Patenschaft könne heute auf 25 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit mit gegenseitigem Geben und Nehmen zurückblicken. Sie stehe als Symbol für eine geglückte Integration der Banater Schwaben in dieser Stadt beispielhaft für viele andere Städte in Deutschland. „Wir haben unseren Platz in Göppingen und überall dort, wo wir heute daheim sind, gefunden. Das Banat (…) ist Teil unserer Biografie, aber nicht mehr unseres Alltags. Das Banater-Schwabe-Sein in seinen kulturellen Ausprägungen ist zum Festtag geworden – auch an einem solchen Tag wie heute, der immer einen zusätzlichen Einsatz von allen Beteiligten fordert. Wir erbringen ihn nach wie vor sehr gerne“, so Leber.
Die Bedeutung der Patenschaft hob auch Josef Prunkl hervor. „Wir haben durch Sie Unterstützung und Anerkennung erfahren, wir konnten uns in dieser Obhut entfalten und ein Gefühl der Verbundenheit aufbauen“, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes Baden-Württemberg. Durch die Landestrachtenfeste, die sich zum bedeutendsten Banater Brauchtums- und Kulturereignis in Baden-Württemberg entwickelten, aber auch durch die Banater Heimatstube sei es möglich, in Göppingen banat-schwäbisches Brauchtum und Kulturgut in anschaulicher Weise der Öffentlichkeit zu präsentieren. Prunkl dankte der Patenstadt für die Unterstützung der gruppeneigenen Anliegen und überreichte dem „Patenonkel“ eine Dankesurkunde und ein Buchpräsent. Er vergaß auch diejenigen nicht, in seinen Dank einzuschließen, die – wie Hans Mersch und der damalige Landesvorsitzende Jakob Laub – „eine bewundernswerte Vorarbeit“ für das Zustandekommen der Patenschaft geleistet haben.
In der Zwischenzeit entfaltete sich auf dem Rathausplatz ein stimmungsvolles und farbenfrohes Bild: Unzählige Trachtenpaare hatten in einem großen Kreis Aufstellung genommen. In Begleitung der Original Banater Schwabenkapelle unter der Leitung von Horst Stromer führten die einzelnen Gruppen der Reihe nach Volkstänze vor, und am Ende präsentierten alle gemeinsam die DBJT-Tänze. Zaungäste der Darbietungen waren Bewohner der Stauferstadt sowie Banater Landsleute. Sowohl die einen als auch die anderen bewunderten – aus jeweils eigener Perspektive – die Trachten und den bunten Tanzreigen.
Kurz nach 18 Uhr setzte sich der stattliche Trachtenzug – immerhin waren es 92 Trachtenpaare! – bei Marschmusik Richtung Stadthalle in Bewegung. Viele neugierige Blicke verfolgten den Umzug, den der Göppinger Kreisvorsitzende Manfred Jäger mit seiner Ehefrau anführte. Sie trugen ein Transparent mit der Aufschrift „25 Jahre Patenschaft Banater Schwaben in Baden-Württemberg – Danke Göppingen!“